Geschichte der DJK Schwetzingen

100 Jahre DJK 1910 Schwetzingen

Vorgeschichte

Als anlässlich des Katholikentags 1920 in Würzburg die Gründung der „Deutschen Jugendkraft“ durch den Generalpräses des Verbandes Katholischer Jünglingsvereinigungen Deutschlands, Carl Mosterts, festgestellt wird, findet ein langer und schwieriger Prozess innerhalb der katholischen Kirche Deutschlands seinen vorläufigen Abschluss und Höhepunkt.

Bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts setzten sich führende Pädagogen und Theologen mit der Wertung der Leibpflege und Körperkultur auseinander. Innerhalb der Katholischen Gesellenvereine Adolf Kolpings (seit 1848) wird der Wunsch nach sportlicher und turnerischer Betätigung immer stärker, sodass eine grundsätzliche Wertung innerhalb der katholischen Jugendpflege immer notwendiger wurde. 1896 wurde in Mainz die erste Generalversammlung aller Präsides der katholischen Jünglingsvereinigungen Deutschlands abgehalten, die 1907 zur Bildung eines Zentralverbandes führte. Von da an gab es in Deutschland zum ersten Mal eine nach Diözesen und Pfarreien organisierte Jugendpflege und Jugendseelsorge. Auch innerhalb der Diözesen kam die Entwicklung in Bewegung. Innerhalb der Theologie setzte ein grundlegendes Umdenken ein. Zielgedanke ist nun der seelisch, geistig und körperlich harmonisch gestaltete Mensch, darum ist nach christlicher Lebensauffassung Leibespflege Teil der Jugendpflege, bewusst mit dem Ziel der Seelenpflege, auch durch Leibesübungen. Um die Jahrhundertwende verstärkte sich die sportliche Bewegung innerhalb der katholischen Organisationen. Die Jugend bekam das „Fußballfieber“ und, wollte man sie nicht an die allgemeinen Turn-, Sport- und Wandervereine verlieren, musste man ihrem Wollen Rechnung tragen und Fußballabteilungen dulden. In dieser Zeit waren viele Sportverbände wie der Arbeiter- Turner-Bund (1893), die Jüdische Turnerschaft (1903) sowie in der evangelischen Kirche Eichenkreuz und CVJM weltanschaulich gebunden. Die kirchliche Jugendarbeit erhielt in dieser Zeit die Funktion, „den gefährlichen simultanen Vereinen“, zum Beispiel den Turnvereinen in erlaubten Grenzen mit Erfolg Konkurrenz zu bieten und „Geist und Körper zu erfrischen und zu neuer Arbeit zu befähigen.“

Die sportfreundliche Haltung Papst Pius X. (1903-1914), der für die gesamte katholische Jugendarbeit ein unmissverständliches Zeichen der Wertschätzung des Sports setzte, indem er in seiner Regierungszeit mehrfach sportliche Darbietungen und Wettkämpfe im Vatikan veranstalten ließ, diesen selbst beiwohnte und in seinen Ansprachen ebenso wie in seiner Unterredung mit Pierre de Coubertin die positiv erzieherische Wirkung des Sports unterstrich, begünstigt diese Entwicklung. Die meisten Turn- und Sportabteilungen entstehen in den Gesellenvereinen ab dem Jahre 1907, um vor allem Fußball zu spielen.

Auf der Generalversammlung der Gesellenvereine im Jahre 1913 wird beschlossen, eine gemeinsame Zentralstelle mit Sitz in Düsseldorf zur Pflege der Leibesübungen in den Gesellenvereinen, Jugendvereinen und den anderen katholischen Standesvereinen zu errichten. Sie empfiehlt, Turnabteilungen in den Vereinen zu gründen, wenn möglich mit den anderen katholischen Jugendvereinen zusammenzuarbeiten. Sie lehnt aber den korporativen Anschluss an interkonfessionelle Verbände ab. Gleichzeitig wurde eine Zeitschrift mit dem Namen „Jugendkraft “ als Organ dieses Zentralausschusses begründet. Im gleichen Jahr erläutert ein Abgesandter Papst Pius X. in Aachen den Auftrag des Papstes, eine „fédération des unions gymnastiques et physiques pour la jeunesse catholique“ zu gründen. Durch den Weltkrieg wird die Entwicklung unterbrochen.

Erst auf der IX. Generalversammlung des Verbandes der katholischen Jünglingsvereinigungen vom 15.-17. September 1920 wird die „Deutsche Jugendkraft, Reichsverband für Leibesübungen in katholischen Vereinen“ gegründet.

 

Anfänge

Im Jahre 1910 wurde unter Kaplan Arthur Papst der Schwetzinger Katholische Jünglingsverein (KJV) als Jugendabteilung des seit 1884 bestehenden Gesellenvereins aus der Taufe gehoben. Das älteste Indiz stammt von 1911, als Kaplan Papst bei der Weihnachtsfeier auf „die im vorigen Jahr stattgehabte Gründung einer Jugendabteilung“ hinwies, mit der Aufforderung an die Eltern, „die heranwachsenden Söhne derselben zu übergeben“ (Schwetzinger Tageblatt, 27. Dezember 1911). Allerdings handelte es sich nicht um eine Sportabteilung , sondern es galt, die „christliche Bildung“ zu vertiefen, wie auch auf dem im gleichen Jahr stattfindenden Katholikentag in Mainz beantragt wurde. Sportvereine gab es in dieser Zeit in Schwetzingen ausreichend: Turnerbund, (von 1890), Vereinigte Turngesellschaft, Turnverein (von 1864), Arbeiter-Turnerbund (von 1890), Athletenverein (von 1907), FG Verein (von 1898) und viele mehr. Das Theaterspiel hatte seinen festen Platz im Programm. Im Jahre 1911 führte der Gesellenverein sein Theaterstück „Elmar“ vor über 1.000 Zuschauern auf (Schwetzinger Tageblatt vom 21.

November 1911). Im Oktober verabschiedeten der Gesellenverein und der

„Jünglingsverein“ gemeinsam die zum Militär einrückenden Gesellen. Die Weihnachtsfeier 1912 wurde durch ein Weihnachtsschauspiel des Jünglingsvereins bereichert. Mit anderen Jünglingsvereinen wurden Fußballspiele ausgetragen. Zum Teil wurden auch die damals bei Sportfesten sehr beliebten Sechserspiele durchgeführt. Bei diesen Spielen bestand eine Mannschaft nur aus sechs Spielern, und es kam auf dem großen Spielfeld sehr auf Schnelligkeit und gutes Einzelspiel an. Das älteste erhaltene Foto der Fußballer stammt aus dem Jahre 1913.

In dieser Zeit warben die Schwetzinger Sportvereine mit Inseraten im Schwetzinger Tageblatt und wiesen auf ihre sportlichen Aktivitäten hin. Hauptbeschäftigung beim KJV war neben dem regelmäßigen Besuch der Versammlungen das Theaterspiel.

Ein Höhepunkt im Vereinsleben war jedoch die Fahnenweihe im Juni 1914. In großen Anzeigen machte nicht nur der KJV Werbung für diesen besonderen Tag im Leben der jungen Gemeinschaft, auch die anderen katholischen Vereine luden ihre Mitglieder zu den Veranstaltungen ein. In einem gesonderten Inserat machte die Fußballabteilung des KJV auf die vorgesehenen Pokalspiele gegen die KJVs von Friedrichsfeld, Ladenburg, Seckenheim und Walldorf aufmerksam. In weiteren Beiträgen lenkte die Zeitung den Blick auf dieses besondere Ereignis.

„Die in einer Speyerer Stickerei hergestellte Fahne zeigte auf der einen Seite das Bild des heiligen Pankratius und auf der anderen Seite das Stadtwappen mit der Vereinsdevise

„Tapfer und Treu“ und erregte allgemeine Bewunderung.“ (8. Juni 1914) Doch wenige Wochen später geriet die Welt aus dem Gleichgewicht.

 

Der Weltkrieg 1914-1918

Der Weltkrieg bedeutete auch für den Schwetzinger Jünglingsverein einen tiefen Einschnitt. Zwar konnte im Januar 1915 die Generalversammlung im neu erbauten Vereinslokal „St. Josefshaus“ durchgeführt werden, ebenso im Februar die Aufnahmefeier, aber das Vereinsleben hatte eine radikale Wendung genommen, Abschiedsfeiern für die Einberufenen, Wohltätigkeitsveranstaltungen, Weihnachtsfeiern in schlichtem und einfachem Rahmen, von Sportveranstaltungen keine Rede mehr.

In den Lokalnachrichten liest man häufiger „Kriegers Tod…“, „Den Heldentod fürs Vaterland starb….“, „Auf dem Felde der Ehre starb…“, die Zahl der Aktiven ging so sehr zurück, dass im Kriegsjahr 1916 die Mitglieder beschlossen, den Verein in zwei Abteilungen aufzuteilen. In der Einleitung heißt es:

„Die Gründe, die uns zu dem Entschluß brachten, den seitherigen Katholischen Jünglingsverein Schwetzingen in zwei Abteilungen zu trennen, waren verschiedener Art. Seit geraumer Zeit war der Besuch der Versammlungen von seiten der älteren Mitglieder ein stets immer schwächerer geworden. Deshalb befaßten sich die führenden Persönlichkeiten mit dem Gedanken, wie man dem Übel entgegen steuern könne. Nach reiflicher Überlegung befaßte man sich mit dem Gedanken, den Verein in zwei Abteilungen zu teilen, nämlich , in eine ältere mit dem Namen Jungmännerverein und eine jüngere mit dem seitherigen Vereinsnamen um den Besuch der Versammlungen zu verbessern.“

Gemeinsam führten sie im Josefshaus unter anderem Theaterstücke auf. Auch bei anderen Jünglingsvereinen wurde eine solche Aufteilung durchgeführt.

Joseph Kessler wurde zum ersten Vorsitzenden der Jungmänner gewählt, der jedoch schon im Oktober zum Militär eingezogen wurde. 1916 berichten die Protokolle von der Verabschiedung zahlreicher Mitglieder. Da die Versammlung befürchtete, dass auch die übrigen Jungmänner „früher oder später zum Militär einrücken müßten“, wählten sie Oberpostschaffner M. Bickel in das Amt des Vorstands, welches er bis Kriegsende inne hatte. Die Spielabteilung des Jünglingsvereins dagegen hatte genügend Nachwuchs, um drei Fußballmannschaften zu stellen. Ebenso wurde ein Trommler- und Pfeifercorps aufgebaut, das unter anderem Vereinsausflüge musikalisch begleitete. Mit mahnenden Worten wurden die Jünglingsvereine allerdings darauf hingewiesen, „daß sie nicht nur Vergnügungs- sondern auch Bildungsvereine sein müssen, denn die meisten der katholischen großen Männer hätten ihre Bildung in den katholischen Vereinen erhalten.“ Trotz der traurigen Umstände wurden die Versammlungen meistens mit Vorträgen in Pfälzer Mundart aufgelockert. In den Kriegsjahren behielt die Schwetzinger Pfarrei Kontakt zu ihren Mitgliedern und sendete ihnen zu Weihnachten Grüße und Geschenke. Gegen Ende des Kriegs waren die Aktivitäten des Vereins so zurückgegangen, dass man die Frage stellte, ob der Jungmännerverein nach dem Kriege weiter bestehen oder sich mit dem Gesellenverein zusammenschließen sollte.

Auf der Versammlung am 11. Januar 1918 wurde beschlossen, den Jungmännerverein weiterzuführen, aber schon drei Tage später, am 14. Januar 1918, entschied man sich für einen Zusammenschluss mit dem Gesellenverein. Mit diesem Beschluss endet das Protokollbuch des Jungmännervereins.

 

1919 bis zur Auflösung

Der Jünglingsverein jedoch (die schulentlassene Jugend) hatte genügend Nachwuchs, um weiterhin sportlich aktiv zu bleiben. Im April 1917 war die Spiel- (Fußball-)abteilung wiedergegründet worden. Da aber zunächst kein Platz zur Verfügung stand, konnten auch keine Spiele durchgeführt werden. Auf der Generalversammlung am 16. März 1919 gedachte man der im Kriege gefallenen Mitglieder und des kürzlich verstorbenen Präses, Kaplan Papst. „Der junge Baum, den vor 9 Jahren der nun leider verstorbene Kaplan Papst gepflanzt habe, sei kräftig emporgewachsen und habe bereits reiche Früchte getragen.“ Eine Turnabteilung wurde gegründet. Unterstützung erhielt sie vom Gesellenverein, unterstützt von Mitgliedern des ehemaligen Jungmännervereins, der „eine Anzahl turngewandte Mitglieder als Vorturner“ zur Verfügung stellte.

Am 30. März 1919 trafen sich in Seckenheim die Turn- und Spielabteilungen der Jugend- und Jungmännervereine der Pfalz als Werbeveranstaltung für den „wieder frisch

einsetzenden Turn- und Sportbetrieb“.

Josef Fackel, bis zu seiner Einberufung Vorsitzender des Vereins und im Kriege mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet, wurde im Dezember 1918 wieder Vorsitzender. Es wurden wieder Verbandsspiele ausgetragen, auch eine Turnabteilung wurde aktiv, jedoch plagten finanzielle Sorgen den Verein. Nach den Versammlungen wurde gesammelt, um die Kosten für Ballreparaturen aufzubringen oder Holz für die Tore zu beschaffen. „Unsere alten Bälle hatten wir nach Mannheim gesandt, um sie einer gründlichen Reparatur unterziehen zu lassen. Hatten es aber auch wirklich notwendig“ (6. Februar 1920). Auf eine Anfrage im März, ob man nicht einmal ein Bild der Mannschaft machen könne, wurde die Antwort gegeben: „Das kann erst dann geschehen, wenn unsere 1. Mannschaft vollständig mit gleichen Trikots versorgt ist.“

Anfang März 1920 durfte sich der Verein bei der Vertreterversammlung des DJK-Pfalzgaus bereits zum Verband der Deutschen Jugendkraft zählen und von Beginn an ein wichtiges Wort mitreden. Mit Prof. Bertsche hatte man einen Mann an die Spitze des Gremiums gewählt, der am Schwetzinger Gymnasium unterrichtete. So fand am 1. und 2. August in Schwetzingen das erste Gau-, Turn- und Sportfest statt. Wie aus dem Dokument ersichtlich, war es mit dem 10-jährigen Stiftungsfest des Katholischen Jünglingsvereins verbunden.

Das Turn- und Sportfest war hervorragend organisiert. So lesen wir in der „Schwetzinger Zeitung“:

„Ein Jugendtag erster Ordnung war es, den unsere Stadt gestern gesehen, und wir dürfen unserem Bericht vorausschicken, daß der Leitgedanke und Geist katholischer Jugendpflege gestern eine nach innen wie nach außen eindrucksvolle Spiegelung gefunden hat.

Besonders verdient gemacht um die Durchführung hatten sich Brauereidirektor Winter, Präses Kaplan Seitz, Josef Fackel und Philipp Huber. Ein Festzug mit 32 Vereinen und ca. 1000 Teilnehmern hinterließ einen prächtigen Eindruck. Mit Trommel und Pfeifenklang, mit Musik und Gesang zogen die verschiedenen Vereine zum Bahnhof zur Aufstellung eines Festzugs, wie ihn Schwetzingen schon lange nicht mehr gesehen hat.“

Auf dem Festplatz (östlicher Schlossgartensportplatz) sagte Dr. Bertsche in seiner Begrüßungsansprache, es sei kein gewöhnliches Fest, sondern ein Werk des Aufbaues, eine kulturelle Tat. Was die DJK von den reinen Turn- und Sportvereinen trenne, sei die Überzeugung, dass die Ausbildung der körperlichen Gewandtheit nur eine Seite der Jugend- und Volkserziehung bildet. Nur in der gleichmäßigen und harmonischen Ausbildung des Körpers und der Seele erblicke die DJK das Ideal der Jugenderziehung.

Neben Schauturnen und leichtathletischen Einzelwettkämpfen fanden auch Spiele statt.

Nach diesem glanzvollen Auftritt folgte eine Zeit, in der vor allem in der Fußballabteilung Probleme auftraten. Der Sportplatz, der sich in einem schlechten Zustand befand, musste mit der Freien Turnerschaft geteilt werden, Spieler traten aus und es fehlte an Geld. Im Protokoll vom 2. September 1920 heißt es:

„Man hatte seiner Zeit den Eindruck, die Abteilung in die Brüche gehen zu sehen, aber es haben die Getreuen sich wieder gesammelt, um das Geschaffene weiter zu erhalten, weiter zu arbeiten unter dem Banner „Tapfer und Treu“. All diesen treuen Jugendkraftlern sei herzlich gedankt und gleichzeitig der Wunsch ausgesprochen, daß diese eifrig ans Werk gehen und zeigen, was „Deutsche Jugendkraft“ heißt.“

Zum ersten Mal taucht der Name „Deutsche Jugendkraft“ in einem Protokoll auf.

Im November 1920 wurden die Fußball- und die Turnabteilung zusammengelegt, und sportliche Erfolge stellten sich ein. Zur Vorbereitung auf das Entscheidungsspiel um die

Bezirksmeisterschaft im Januar 1921 vermerkt das Protokoll:

„Der Vorstand betonte die Wichtigkeit des Spiels und legte jedem Spieler ans Herz von heute ab bis nach dem Spiel alle Ausschweifungen zu unterlassen. Es ist jedem verboten, Zigaretten zu rauchen; ferner soll jeder Spieler am Samstag abend ein Bad nehmen und dann sofort in die Klappe gehen.“

Das Spiel wurde mit 3:2 gewonnen, am 26. Februar wurde dann um die Gaumeisterschaft gespielt und in der Verlängerung verloren. Die Zahl der aktiven Fußballer war so stark gestiegen, dass vier Mannschaften gebildet werden konnten. Gegen Ende des Jahres wurde der Spielbetrieb jedoch anscheinend eingestellt, da im Juli 1922 die Sportabteilung neu gegründet wurde. Im Juli und August wurden Fußballspiele ausgetragen; aber im August schreibt der Präses Rudolf Maurer ins Protokollbuch:

„Die Sportabteilung, die auf Drängen der Mitglieder des Gesellen- und Jünglingsvereins wieder gegründet wurde, löste sich von innen heraus bald wieder auf und wurde deswegen im Laufe des September vom Vorstand des Katholischen Jünglingsvereins für definitiv aufgelöst erklärt.“

In den nächsten Jahren ruhten die sportlichen Aktivitäten des Jünglingsvereins.

Im August 1927 schreibt der Präses Kaplan Hugo Reinhardt in seiner Vorbemerkung:

„Es war etwas Unbegreifliches, wie eine so blühende D.J.K., wie Schwetzingen sie hatte, so ganz und gar zusammenbrechen konnte. Vielleicht kam es daher, daß viele ihrer Mitglieder ,- so manche haben es heute selbst eingesehen und eingestanden – im K.J.V. nur noch einen Sportverein sahen. Die viel höheren idealen Ziele eines katholischen Vereins werden von vielen fast ganz übersehen – ein warnendes Beispiel für die Zukunft.

Nach dem Zusammenbruch sind Jahre der Stille und Ruhe dahingegangen. Aber der ganze Zustand war etwas Unnatürliches, denn in der heutigen Jugend lebt das Verlangen und der Drang, sich sportlich zu betätigen. Und so war es eigentlich nur die natürliche Entwicklung, daß aus dem Wurzelstock des Jugendvereins langsam jener Zweig wieder hervorwuchs, den man damals mit Gewalt abgeschlagen hatte.

Nach langem und vorsichtigem Erwägen, nachdem wir uns zuerst etwa ¾ Jahre privat betätigt hatten, vollzogen wir den Anschluß an den Reichsverband der DJK.

Das ist der Wunsch und die Sorge des Präses: möge der hervorgesprossene Zweig stets in lebendiger Verbindung bleiben mit dem Grund- und Wurzelstock, möge ihn stets der Geist durchpulsen, der im K.J.V. stets hochgehalten wird. Wenn bei aller Sportbegeisterung der Sport nicht als Hauptziel und Selbstzweck angesehen wird, sondern als das Mittel, sich einen kräftigen, gesunden Körper zu erringen als Werkzeug für eine gesunde Seele, dann ist uns nicht bange, dann war unser Schritt kein verfehlter, dann wird der neue Zweig wachsen und blühen.

Während die Deutsche Jugendkraft aus allen Gauen Deutschlands zusammenkam im

„heiligen Köln“ zum II. Reichstreffen, das eine machtvolle Kundgebung der DJK war vor der ganzen Welt, ist unser Anschluß geschehen, möge er ein günstiges Vorzeichen sein.“

Die Loslösung aus dem Katholischen Jünglingsverein und die Etablierung als selbstständige Gruppierung innerhalb des Dachverbandes der Deutschen Jugendkraft war die Grundlage eines Neubeginns. Auf der Versammlung am 3. August 1927, an der Sportler des Gesellenvereins und des Jünglingsvereins teilnahmen, wurde Heinrich Schweikert zum 1. Vorstand gewählt. Am 27. September konnte eine neu gegründete Handballabteilung gleich mit zwei Mannschaften am aktiven Spielbetrieb teilnehmen. Eine dritte und vierte Mannschaft kamen noch hinzu, ebenfalls wurden im Turnen vier Riegen aufgestellt. Fußball konnte wegen der „momentan sehr schlechten Platzverhältnisse“ nicht

gespielt werden, wurde jedoch für das nächste Jahr geplant. Auf der Generalversammlung im Februar 1928 konnte der Vorstand von 61 aktiven Mitgliedern berichten.

Im Jahre 1930 wurden die Schwetzinger beauftragt, das X. Gaufest durchzuführen, in dieser schwierigen Zeit eine große Herausforderung für die kleine Gemeinschaft.

Sicherlich kann man diese Veranstaltung mit Recht als Highlight bezeichnen, ein Ereignis, an dem alle Schwetzinger Bürger sich beteiligten. 4.000 Teilnehmer aus 40 Vereinen wollten sich im Turnen und der Leichtathletik messen. Gaumannschaften wetteiferten in Fußball und Handball miteinander; ebenso nahmen Tennisspieler aus Mannheim teil. Die

„Schwetzinger Zeitung“ berichtete auf einer ganzen Seite minutiös über die sportlichen und gesellschaftlichen Veranstaltungen.

Aber nicht mehr Fußball stand in Schwetzingen im Mittelpunkt, sondern Handball. Die Handballmannschaften entwickelten schnell eine beachtliche Spielstärke. 1930 wurde der Aufstieg in die Gauliga, die höchste Spielklasse gefeiert. Im Jahr darauf schaffte man die Vizemeisterschaft, und in der Saison 1931/32 wurden die Handballer Gaumeister und bei der badischen Endrunde Vizemeister. Jugend- und Schülermannschaften nahmen am Sportbetrieb teil. Weiterhin wurden Faustballmannschaften aufgestellt und mit benachbarten Vereinen Leichtathletikwettkämpfe durchgeführt.

Auch ein Trommler- und Pfeifercorps wurde wieder aufgestellt, das von Franz Schneider geleitet wurde.

Doch die friedliche Zeit sollte nicht mehr lange dauern.

Mit der Berufung Hitlers zum Reichskanzler am 30. Januar 1933 und der Machtergreifung der Nationalsozialisten begann für die konfessionellen Sportverbände die Zeit der Verfolgung und Auflösung. Zunächst wurde jede sportliche Tätigkeit außerhalb der Kirche verboten, der „Reichsführer der DJK“ Adalbert Probst 1934 „auf der Flucht erschossen“, und bald darauf wurden die Vereine verboten und das Vermögen beschlagnahmt.

Dem DJK-Verband gehörten zu dieser Zeit circa 700.000 Mitglieder in knapp 6.000 Vereinen an.

 

Neugründung im Jahre 1955

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sehr bald die Frage einer Wiedergründung laut. Aus der Vergangenheit hatte man allerdings gelernt, wie schwierig es ist, ohne gesicherte Grundlage erfolgreich zu agieren.

Am 19. Oktober 1954 trafen sich im Lokal „Zur Rose“ die Herren Kaplan Schwer, Georg Bless, Joh. Klemm, Philipp Huber, Werner Bechtler, Theo Halter, Robert Rausch und Franz Klaus, um in aller Stille die Vorbereitungen für die offizielle Wiedergründung zu treffen. In weiteren Sitzungen am 2. Dezember 1954 und 7. Januar 1955 wurde der Wiedergründungstermin auf den 14. Januar 1955 festgelegt. Der Aufruf fand eine beachtliche Resonanz. In den Ansprachen wurde darauf hingewiesen, dass die Wiedergründung „keine Konkurrenz gegen die örtlichen Sportvereine sei, sondern diene ausschließlich der Ergänzung der sportlichen Ausbildung der katholischen Gruppenarbeit… Es solle nicht allein Fußball gespielt werden, sondern vor allem sei Breitenarbeit die Aufgabe… Die Freude am Sport, Spiel und Wettkampf soll ein gemeinsames Band knüpfen und DJK-Geist auch in andere Sportabteilungen tragen.“

Zum 1. Vorsitzenden wurde Bruno Jacob gewählt, unterstützt von Philipp Huber als 2. Vorsitzender, Werner Bechtler im Amt des Schriftführers und Fritz Auer als Hauptkassier. Es wurde beschlossen, das Katholizitätsprinzip aufzugeben und auch weibliche Mitglieder aufzunehmen. Rita Klemm und Rosemarie Hanselmann, die auch heute noch dabei sind, waren die ersten aktiven Frauen.

In den ersten Jahren wurde Fußball in den Runden der Kreisgemeinschaft Heidelberg der DJK-Vereine gespielt. Dreimal innerhalb von fünf Jahren gewann man die Meisterschaft. Inzwischen war der Verein dem Badischen Fußballverband beigetreten und spielte ab 1959/60 in der Kreisklasse Mannheim-Süd.

Unter Vorstand Bruno Jacob, der bis 1962 die DJK führte, musste das Problem eines eigenen Fußballplatzes gelöst werden. Es gelang, mit der Katholischen Kirchenschaffnei einen Vertrag zwecks Überlassung eines 154 Ar großen Geländes abzuschließen. Dank hervorragender Gemeinschaftsarbeit wurden das Spielfeld hergerichtet, die Umzäunung hergestellt und Umkleideräume geschaffen. Karl Mohr stellte dafür drei einräumige Baubuden zur Verfügung. 1959 wurde der Platz in Betrieb genommen.

Ab 1962 war Heinz Dertinger 1. Vorsitzender der DJK. Er versuchte vor allem, die Spielstärke der Mannschaften zu heben und den Zusammenhalt zu fördern. 1965 hatte der 2. Vorsitzende Karl Mohr Gelegenheit, von seiner Firma Hochtief AG eine auf Abbruch stehende Baracke zu erwerben. Aus Sandhofen musste diese mit Lastkraftwagen transportiert werden, nachdem man sie abmontiert hatte, und in mühevoller Kleinarbeit puzzelte man die Einzelteile wieder zusammen.

Im folgenden Jahr konnte das Clubhaus mit Umkleideräumen, Duschen und einem großen Gastraum im Beisein vieler Honoratioren eingeweiht werden. Die Mitgliederzahl stieg von 250 auf 500 Mitglieder, so dass der Trainingsbetrieb nicht ausreichte. Im Jahr darauf wurde die Flutlichtanlage in Betrieb genommen, was auch Training bei Dunkelheit am Abend ermöglichte. Hier machten sich besonders Bernhard Mohr, Koray Tanyeri und Dieter Gund verdient.

1969 feierte die DJK das 50-jährige Bestehen des Vereins unter dem Motto „Körper und Geist gemeinsam trainieren“. Der Heidelberger Stadtrat Alois Link betonte in seiner Festansprache, „die Aufgaben, die die DJK habe, seien die gleichen wie 1919 und 1955….das Hineinführen zur Gemeinschaft, Sport werde hier nicht als Selbstzweck betrieben.“ Ein großes Pokalturnier bildete den sportlichen Höhepunkt.

Der Ausbau des Sportgeländes war jedoch noch nicht abgeschlossen. 1972 wurde ein asphaltierter Hartplatz von 15 x 30 m erstellt, um den Sportlern auch bei Unbespielbarkeit des sehr anfälligen Spielfelds die Möglichkeit zum Training zu bieten. Er wurde auch zum Tennisspiel und als Inlinehockeyplatz benutzt. 1974 wurde an das Clubhaus eine 12,5 x 12,5 m große Gymnastikhalle angebaut.

Auch sportlich wurde das Angebot ausgeweitet: Schüler- und Jugendmannschaften im Fußball, eine Frauengymnastik- und Jedermanngruppe, Tischtennismannschaften und Tennisbetrieb.

Während die Vorstandschaft unter der Leitung von Fritz Auer, der den Verein über zehn Jahre führte, und Karl Mohr die Grundlagen dessen, was heute auf dem DJK-Gelände zu finden ist, schuf, sahen es die Nachfolger Hans-Jörg Knickel und Klaus Schmidt als ihre Aufgabe an, das Bestehende zu erhalten und, – wo immer es ging, – auszuweiten. Unter ihrer Leitung und der tatkräftigen und planerischen Hand von Willi „Tex“ Werner ging man kontinuierlich neue Aufgaben an: Renovierung des Clubhauses, Dachdeckerarbeiten, neue Duschräume, Vergrößerung des Parkplatzes, Platzumzäunung usw.

1979 wurde das Spielfeld völlig renoviert, mit einer Volldrainage ausgestattet und auf reguläre Spielfeldmaße von 70 x 100 m vergrößert. Zum 60-jährigen Jubiläum hatte der Vorstand die Uwe-Seeler-Traditionself zu Gast, die dem zahlreich erschienenen Publikum Fußball der Extraklasse bot.

Um den Kontakt der Verwaltung mit den Mitgliedern und untereinander zu verbessern, wurde ab 1976 ein Mitteilungsblatt herausgegeben, welches mehrmals im Jahr über alle

wichtigen Ereignisse im Verein berichtet. Erst in jüngster Zeit wurde diese Art der Kommunikation durch das Internet verdrängt, wo auf der Webseite tagesaktuell berichtet werden kann.

1981 wurde eine Damenfußballmannschaft aufgestellt, die über 10 Jahre sportlich erfolgreich aktiv war. Im darauffolgenden Jahr erfolgte dann endlich die Anbindung der DJK an das städtische Wassernetz. Eine Wandersportgruppe wurde aktiv, ebenso bildete sich eine Radsportgruppe. 1984 hatte die F-Fußballjugend für acht Tage eine Jugendauswahl aus Australien zu Gast. Und zum dritten Mal wurde die Schwetzinger Stadtmeisterschaft ausgetragen, an der sich 32 Mannschaften beteiligten.

1985 erhielt die DJK von der Sepp-Herberger-Stiftung eine Auszeichung für erfolgreiche Förderung des Mädchen- und Schülerfußballs. Auch wurde ein Kindergartenturnier durchgeführt. Im selben Jahr konnte die erste Mannschaft die Meisterschaft der Kreisliga feiern.

Am Hallenfußballturnier im Jahre 1986 nahmen 29 Jugendmannschaften, beim Damenturnier 9 Mannschaften teil.

Ab 1987 wurde beim Verein auch Badminton gespielt, und man begann darüber nachzudenken, ob es nicht an der Zeit sei, ein neues Clubhaus zu bauen. Eine Turnergruppe der DJK vertritt den Verein beim Deutschen Turnfest in Berlin, ebenso ist man mit mehreren Mannschaften beim Badischen Turnfest vertreten. 1990 ist aus der DDR eine Fußballmannschaft „Traktor Günthersdorf“ zu Gast. 1992 erhält der Fußballplatz eine automatische Berieselungsanlage und einen neuen Belag.

Anfang der 90er Jahre trennte sich die 1982 gebildete Kegelabteilung vom Verein. Weitere Probleme folgten: Badminton bildete einen eigenen Verein. Der geplante Neubau eines Clubhauses mit Kegelbahn und Hausmeisterwohnung war nicht mehr zu realisieren. Der Vorstand trat zurück und viele Mitglieder verließen den Verein. Erst Vorstand Norbert König, seit Dezember 1995 im Amt, konnte den Mitgliederschwund stoppen. Die Pläne für einen Neubau wurden aufgegeben, stattdessen erhielt das in die Jahre gekommene Clubhaus ein neues Dach, die Heizungsanlage wurde erneuert und die Umkleiden renoviert. 1999 konnte die erstarkte Baseballabteilung ihr bundesligataugliches Spielfeld einweihen. Das Projekt fand großzügige Unterstützung seitens der Stadt durch den damaligen Bürgermeister Gerhard Stratthaus. In den folgenden Jahren konnten die Baseballer mehrere Titel auf Landesebene gewinnen.

Bedauerlicherweise musste Norbert König aus persönlichen Gründen 2001 den Vorsitz abgeben.

Ab 2002 wurde der Asphalt-Tennisplatz, mit einer provisorischen Bande umzäunt, für Inline-Hockey genutzt. Die Junghuskies trainierten so eifrig, dass sie 2003 in der noch jungen Sportart den Deutschen Meistertitel in Köln erringen konnten. Leider ist Inline- Hockey in Baden nicht allzu sehr verbreitet, so dass weite Wege in Kauf genommen werden müssen.

Im Jahre 2005 wurde in einem feierlichen Festakt der Wiedergründung vor 50 Jahren gedacht. Der im Jahr zuvor gewählte Vorsitzende Johannes Tegethoff stellte seine Arbeit unter das Motto: „Der Vergangenheit gedenken, die Gegenwart leben und die Zukunft gestalten.“ Sein Appell an die Mitglieder lautet: Nicht auf dem Status quo verharren, sondern alle Ressourcen optimieren.

Das Jahr 2006 stand ganz im Zeichen des Hundesports. Die im Jahr zuvor gegründete Abteilung konnte durch den Präses Wolfgang Gaber die neue Hundesportanlage einweihen lassen. Sie gilt als eine der schönsten der Region. Ein Novum in Deutschland, dass traditionelle Sportarten wie Fußball nun mit Hundesport in einem Verein praktiziert

werden.

Groß war das Interesse im folgenden Jahr, als der Verein zum Schießen mit Pfeil und Bogen aufrief. Spontan wurde eine Abteilung gegründet. Nach intensivem Training nahmen die Aktiven an verschiedenen Turnieren mit Erfolg teil. Vor allem die Nachwuchsarbeit ist hier hervorzuheben. Dieser Familiensport liegt voll auf der Linie der DJK. 2008 war das Jahr der Inline-Hockeyspieler, der „Huskies“. Der mit einer provisorischen Bande umgebene Asphaltplatz aus den 70er Jahren musste erneuert, vergrößert und für Ligaspiele tauglich gemacht werden. Die Abteilungsleitung ließ sich für die Finanzierung etwas Neues einfallen. Statt Bandenwerbung zu installieren, lud sie Schüler und Erwachsene, Künstler und Hobbymaler zu einem Wettbewerb ein. Auch behinderte Kinder nahmen daran teil und konnten ihre Werke auf der Bande wiedersehen. Für dieses Projekt erhielt die Abteilung von der Toto-Lotto-Förderung den Hauptpreis der Region.

2009 war mit dem Spieltag unter dem Motto „Rund um den Ball“ dem Familiensport gewidmet. Jung und Alt hatten einen Parcours mit 12 Stationen zu bewältigen und dabei die verschiedenen Bälle, Kugeln und Pucks ins Ziel zu bringen.

Eine Gruppe Boule-Petanque-Spieler fand den Weg zur DJK und nutzt den Aschenplatz für ihr Spiel. Ebenfalls trainiert seit 2009 eine Gruppe Hobbyfußballer, die „Spacehoppers“ auf dem Platz.

 

 

Ausblick

 

In den letzten Jahren hat sich infolge der 68er Generation auch in den Vereinen ein riesiger Strukturwandel vollzogen. Die gesellschaftliche Entwicklung hin zur Single-Gesellschaft mit ihrer Bindungslosigkeit macht es den Vereinen schwer, so wie früher in Gemeinschaftsarbeit große Werke zu vollbringen. Die durch die Kommerzialisierung des Sports gewachsenen Ansprüche können kleinere Vereine kaum noch erfüllen. Auf einem Aschenplatz eine Fußballabteilung mit Senioren-, Schüler- und Jugendmannschaften zu unterhalten, ist heute fast unmöglich.

So haben sich auch bei der DJK diese Veränderungen bemerkbar gemacht: Das seit der Gründung im Mittelpunkt stehende Fußballspiel ist fast bedeutungslos geworden. Der Verein musste sich dem gesellschaftlichen Wandel anpassen und neue Wege gehen. Nischen- oder sogenannte Exoten-Sportarten bereichern das sportliche Geschehen. Gesundheitsvorsorge, Freizeitbeschäftigung, Geselligkeit, zwanglose Freude am Spiel ersetzen oder ergänzen den Wettkampfgedanken.

Unsere Aufgabe wird weiterhin darin bestehen, wie zur Gründerzeit Menschen zu einer Gemeinschaft zusammenzubringen, um unsere Welt im christlichen Sinne mitzugestalten.